Milliardendeal: Intel macht Kasse zur Überwindung seiner Krise
Der angeschlagene US-Chipkonzern Intel hat zugestimmt, eine 51-prozentige Beteiligung an Altera, einem Hersteller von ASICs sowie programmierbaren integrierten Schaltungen, für 4,46 Milliarden US-Dollar an die US-amerikanische Kapitalbeteiligungsgesellschaft Silver Lake zu verkaufen. Marktbeobachter werten die Veräußerung als ersten großen Schritt des neuen Intel-CEO Lip-Bu Tan zur Überwindung der schweren Krise des Konzerns.Das Geschäft, über das am Montag unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, bewertet Altera demnach mit „nur“ 8,75 Milliarden US-Dollar. Intel hatte für die Übernahme des FGPA-Spezialisten im Jahr 2015 noch 16,7 Milliarden US-Dollar bezahlt. Altera verzeichnete im Jahr 2024 einen Umsatz von 1,54 Milliarden US-Dollar, was nur drei Prozent des Gesamtumsatzes von Intel entspricht, so Reuters, und einen Betriebsverlust von 615 Millionen US-Dollar. Angesichts der Umsatzentwicklung von Altera sicherlich nicht der beste Zeitpunkt für einen Verkauf. Andererseits wird der Deal Intel dringend benötigte Barmittel zuführen, so Reuters.Die Veräußerung von Vermögenswerten, wozu auch Intels Beteiligung an Altera zählt, steht im Mittelpunkt der Strategie Tans zur Verschlankung des Chipherstellers. Tan kehrte im März zu Intel zurück. Er übernahm nicht nur den Chefposten, sondern auch wieder einen Sitz im Verwaltungsrat. „Ich sehe erhebliche Chancen, um unser Geschäft so neu zu gestalten, dass es unsere Kunden besser bedient und für unsere Aktionäre Wert schafft“, sagte Tan anlässlich seiner Bestellung.Intel in der KriseIntel befindet sich seit Jahren in schwerem Fahrwasser, nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen bei den modernsten Fertigungsverfahren hinter den weltweit führenden Chipherstellern zurückgefallen ist. Das Unternehmen schreibt anhaltend tiefrote Zahlen. Um schnell die Kosten zu senken, griff der kriselnde Halbleiterkonzern zu einem drastischen Stellenabbau. Rund 15.000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent der Belegschaft – sollen wegfallen. Anfang Dezember 2024 versetzte Intel seinen CEO Pat Gelsinger in den Ruhestand. Dieser hatte mit Milliardeninvestitionen den Kurs verfolgt, Intel Foundry, das Auftragsfertigungsgeschäft des angeschlagenen Konzerns, als Konkurrenz zum taiwanesischen Branchenführer TSMC zu etablieren. Das belastete die Finanzen von Intel, brachte aber nicht den erhofften Erfolg. Die Übergangs-Co-Chefs von Intel haben den geplanten KI-Chip eingemottet. Vor allem aber benötigt Intel händeringend Kapital, um die Konzernkrise zu meistern.Vorbereitungen für einen Verkauf von Altera gab es bereits Anfang letzten Jahres, als Intel Altera als eigenständiges Unternehmen neu aufleben ließ. Altera ist ein Spezialist für programmierbare Chips, die für verschiedene Zwecke in Branchen von der Telekommunikation bis zum Militär verwendet werden können. Später tauchten Meldungen auf, wonach Intel einen auch teilweisen Verkauf seiner Abteilung für FPGA-Bausteine plant. Hinzu kamen Gerüchte um einen möglichen Börsengang von Altera oder einen Verkauf an den Konkurrenten Marvell. Stattdessen nun der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an Silver Lake. „Die heutige Ankündigung spiegelt unser Engagement wider, unseren Fokus zu schärfen, unsere Kostenstruktur zu senken und unsere Bilanz zu stärken“, wird Tan von Reuters zitiert. Der Abschluss der Transaktion wird für die zweite Hälfte dieses Jahres erwartet.(akn)