Schöne Feiertage und die Trends der Fotonews
Im ersten Viertel des Jahres 2025 gab es so viele neue Kameras, Trends und anderes Gerät wie schon lange nicht mehr in so kurzer Zeit in der Fotobranche. Da nehmen wir in dieser Kolumne doch die Osterfeiertage zum Anlass, nicht den aktuellsten Nachrichten hinterherzurennen und halten etwas inne, um den Blick zurück nach vorn zu wagen. Und uns für ihr Interesse zu bedanken.Um eine ganz aktuelle Situation kommen wir dabei nicht herum, daher das derzeit größte Ärgernis gleich zu Anfang. Die Rede ist natürlich vom Zollchaos, das die US-Regierung unter Donald Trump zu Beginn des April losgetreten hat. Noch immer ist nicht abzusehen, wie sich das auf den Kameramarkt auswirkt, insbesondere mit Blick auf Lieferfristen und Preise, auch in Europa. Die Lieferketten sind bei Kameras, Objektiven und Zubehör fast genauso globalisiert wie bei anderen technischen Geräten. Entsprechend undurchsichtig ist, welche Bauteile, wo, und wie hoch bezollt werden sollen, oder ob nur bei einem Import in die USA für das gesamte Gerät Abgaben abfallen.Das Zollchaos hat erst begonnenFalls das so sein sollte, hegen einige Marktbeobachter die Befürchtung, dass die nahezu ausnahmslos japanischen Kamerahersteller – ja, Leica ist die große Ausnahme – sich die ihnen dort entgehenden Profite woanders holen. Man darf wohl kaum davon ausgehen, dass die Unternehmen versuchen, über günstigere Preise höhere Stückzahlen in Europa zu erzielen, denn: Gerade neues Gerät, das seine Entwicklungskosten erst wieder erwirtschaften muss, ist zu Anfang des Produktlebenszyklus im Fotomarkt immer knapp.Allenfalls kann man spekulativ davon ausgehen, dass sich die Verfügbarkeit in Europa etwas verbessern könnte. Aber auch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn: Erst einmal sind die Zollerhöhungen für 90 Tage ausgesetzt, bis spätestens Juni soll es genauere Regelungen insbesondere für Elektronikprodukte geben. Ob davon dann auch Kameras betroffen sind, ist bisher völlig unklar. Da bleibt jetzt, in den ersten warmen Frühlingstagen, nur die Empfehlung: Wenn ohnehin eine neue Kamera gekauft werden soll, etwa für den Sommerurlaub, sollte man damit nicht warten. Unsinnig wäre es jedoch, jetzt zu kaufen, was man nicht wirklich braucht oder schon immer haben wollte, denn zusammenbrechen wird gerade die Fotobranche mit ihren recht treuen Kunden auch durch immer neue oder sich ständig ändernde US-Zölle höchstwahrscheinlich auch nicht.Retro, Filmen und KI-Autofokus bleiben Mega-TrendsDie bisherigen Neuvorstellungen des Jahres 2025 zeigen deutlich: Der Retro-Look vieler Kameras ist etabliert, und nicht immer nur modisches Statement. Das zeigt exemplarisch Fujis kompakte Mittelformatkamera GFX100RF. Da sind die vielen Rädchen und Schalter durchaus sinnvoll, um die vielen Möglichkeiten einfach zu bedienen. Trotzdem sieht die Kamera bei flüchtigem Blick von Vorne aus, als wäre sie vor 40 oder 50 Jahren erschienen. Das macht sie technisch kein bisschen schlechter als ein modern gestyltes Gerät wie etwa die Lumix S1RII – die hat aber einen ganz anderen Anspruch.Die Panasonic ist einer der Vertreter der „Hybridkameras“, die also fürs Filmen wie Fotografieren gleich gut dienen sollen. Videos aus der Systemkamera mit je nach Geschick überzeugendem Film-Look sind keine Sache von Spezialisten mehr, und auch nicht mehr nur für die sogenannten Content Creator. Schon beim Ausflug in den Zoo mit der Familie ist ein kleines Video, das sich mit langem Tele viel besser als mit dem Smartphone machen lässt, eine nette Erinnerung zusätzlich zu Fotos.Insbesondere da kann das, was jede neue Kamera heute zum Scharfstellen bietet, gute Dienste leisten. Der KI-Autofokus, etwas weniger marketingtechnisch formuliert: die Mustererkennung von Bildinhalten, ist der größte Fortschritt seit spiegellosen Systemkameras. Wer´s nicht glaubt, sollte es, etwa im Fachgeschäft, einfach mal selbst ausprobieren. Vor allem bei Porträts und wenig Licht, sowie bei schnell bewegten Motiven ist das ein unschätzbarer Vorteil. Und wer der Maschine nicht vertraut, darf ja immer noch selbst eingreifen.Lesen Sie auchNikons Plattformierung und noch ein Leica-Klon – Fotonews der Woche 14/2025Canons Doppel-V und Sonys halbe Kamera – die Fotonews der Woche 13/2025Fujis neue Kategorie, Canons Teaser und ein Lüfter – Fotonews der Woche 12/2025Echtheitssiegel für mehr Sonys und PEN-Pläne – die Fotonews der Woche 11/2025Wieder Smartphone-Wechseloptik und viel Sofortbild – Fotonews der Woche 10/2025Das sollte man auch bei dem, was bei neuen Kameras zunehmend „Looks“, „Rezepte“ oder sonst wie genannt wird, also den mitgelieferten Vorlagen für Eingriffe in die interne Bildbearbeitung der Kameras. Die sind zwar bei weitem nicht so eindimensional wie die One-Click-Filter von frühen Bildverarbeitungen am PC oder Mac, aber eben doch nicht wirklich flexibel. Während die Looks zwar durchaus den Einstieg in die Gestaltung erleichtern können, so sind dennoch Raw-Aufnahmen und gute Software am Rechner immer noch der Weg zu richtig guten Bildern, die nicht immer aussehen wie die von allen anderen Fotografen. Und wer seine originalen Raws richtig archiviert, kann auch in zehn Jahren noch aus den alten Fotos mehr herausholen.(nie)