Autoindustrie: Investitionen steigen, Deutschland profitiert nur zum Teil

Die Investitionen der deutschen Autoindustrie stiegen 2023 auf 99 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren es 89 Milliarden Euro. Von den höheren Ausgaben profitiert das Ausland inzwischen stärker als das Inland, denn 53 Prozent der investierten Gelder fließen in Standorte jenseits der deutschen Grenzen. Daten für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Grundlage der Ergebnisse sind die Geschäftsberichte der Unternehmen, Zahlen des Statistischen Bundesamts, der EU-Kommission und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, die der Verband der Autoindustrie (VDA) ausgewertet hat.Trend: mehr ins AuslandEine Gegenüberstellung der Investitionen macht deutlich, dass nur ein geringer Anteil der gestiegenen Summen im Land bleibt. Ins Ausland flossen 2022 insgesamt rund 51 Prozent, ein Jahr später waren es 53 Prozent.Damit verfestigt sich der Trend in der deutschen Autoindustrie, mehr Geld im Ausland zu investieren als hierzulande. „Bis 2021 floss noch eine knappe Mehrheit der gesamten Investitionen nach Deutschland, doch seither hat es sich zugunsten des Auslands gedreht“, sagte VDA-Chefvolkswirt Manuel Kallweit in einem Interview mit der FAZ. Grund dafür seien unter anderem mangelhafte Standortbedingungen. Er kritisiert hohe Energiepreise und hohe Kosten für die Bewältigung der Bürokratie. 2012 lag der deutsche Investitionsanteil den Daten zufolge noch bei 55 Prozent, 2021 waren es 52 Prozent. Die Autobranche kritisiert schon länger die Bedingungen in Deutschland und warnt vor einem Abwandern der Industrie.Ersichtlich wird die Entwicklung bei den Sachinvestitionen, etwa in Fabriken. 2012 war das Verhältnis noch fast ausgeglichen (51 Prozent Ausland, 49 Prozent Inland). 2023 lag der Anteil an Auslands-Investitionen bei 62 Prozent. Nur noch 38 Prozent flossen in deutsche Standorte. Bei den Investitionen für Forschung und Entwicklung gibt es eine ähnliche Tendenz. 2008 investierten die deutschen Autohersteller noch 70 Prozent im Inland, 15 Jahre später waren es nur noch 53 Prozent.VDA: Standort stärken“Es ist zwingend notwendig, sich um den Standort Deutschland zu kümmern, damit die Autoproduktion und damit Wachstum und Arbeitsplätze auch in Deutschland bleiben“, sagte Kallweit. „Es gibt die Versuchung, die Entwicklung auch wegen der Kosten zu verlagern. Grundsätzlich gilt: Die Entwicklungsarbeit ist leichter und besser, wenn sie am Ort der Produktion stattfindet“, argumentierte er. Der VDA bemängelte in der Vergangenheit den aus seiner Sicht zu zögerlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos und forderte Technologieoffenheit. Den Beschluss, ab 2035 den Flottengrenzwert auf Null zu setzen, hat der VDA scharf kritisiert. In einer Studie kam der Verband im Herbst 2024 zu dem Schluss, dass bis 2035 insgesamt 140.000 Jobs in der Autoindustrie verloren gehen könnten.Lesen Sie auchStudie im Auftrag des VDA: Bis 2035 könnten 140.000 Auto-Jobs verloren gehenVerband der Automobilindustrie wünscht sich E-Fuels zur Erreichung der CO₂-ZieleElektroautos: Automobilindustrie beklagt zu langsamen Ausbau des Ladenetzes(mfz)

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